Hungernde Riffaquarien

 

Im Rahmen dieses Artikels möchte ich auf ein sehr wichtiges und oft unterschätztes Thema eingehen. Vor einigen Jahren war ein Überschuss an Nährstoffen ein Problem, da dies zu einer großen Bandbreite an Problemen (unkontrolliertes Algenwachstum usw.) führen kann. Es wurden Techniken optimiert, welche eine Reduktion des Nährstoffhaushaltes bewirken. Bekannte Methoden auf mikrobiologischer Basis sind die Wodkamethode, Nitratfilter (anaerob), Schwefelnitratfilter, div. Kohlenstoffquellen wie Glycerin o.ä.


Weitere Methoden auf physikalisch-chemischer Basis sind Adsorber wie Zeolith, welcher Ammonium bindet und so aus dem Aquariensystem entzieht – Ammonium ist eine einfache Stickstoffquelle und kann von Algen leicht als das Oxidationsprodukt „Nitrat“ verwertet werden und ist somit eine sehr wichtige und wertvolle Stickstoffquelle.


In den letzten Jahren hat sich aber viel bewegt in der Aquarienpflege und die Techniken wurden so gut, dass wir heute sehr oft mit einem Mangel an Nährstoffen zu kämpfen haben – dies hat sicher auch damit zu tun, dass die Wachstums- und Farboptimierung von SPS ausgereizt wurde und sich der Fischbesatz deutlich reduziert hat (Tierschutz).


Nährstoffe dürfen aber keines Falls nur auf Nitrat und Phosphat reduziert werden – es sind praktisch die gängigen Vertreter die mit einfachen Wassertests erfasst werden können und lassen meist einen guten Rückschluss auf die Nährstoffverhältnisse im Aquarium zu. In der Regel ist ein Gewichtsverhältnis von Nitrat zu Phosphat von 100:1 anzustreben – heißt, wenn du einen Nitratgehalt von 5 mg/l misst, sollte der Phosphatgehalt 0,05mg/l betragen.
Nitrat und Phosphat sind aber nur 2 Vertreter von Nährstoffmolekülen. Es gibt eine sehr große Zahl an chemischen Verbindungen die als Nährstoffe wichtig sind. Im Allgemeinen ist das so wie in der menschlichen Ernährung auch – es sind Verbindungen die Stickstoff und/oder Kohlenstoff und/oder Phosphor enthalten – im weiteren Sinne sind das Zucker, Vitamine, Fette, Aminosäuren usw.

Die gängige Meinung, dass Korallen welche Zooxanthellen besitzen, nicht unbedingt Futter brauchen ist richtig – sie brauchen es nicht zwingend, haben es aber gerne. Das sieht man recht gut, wenn man etwas Staubfutter anbietet. Viele Polypen zeigen ihre Fangtentaklen und fischen was sie kriegen können.


Macht man das einige Zeit verbessert sich die Vitalität der Tiere enorm.
Gerade LPS Korallen, Scheibenanemonen, Krustenanemonen brauchen einen gewissen Level an Nähstoffen und meistens ist der Rückschluss bei ausreichend vorhandenem Nitrat und Phosphat OK.

Es kommt durchaus auch häufig vor, dass aufgrund der oben genannten Pflegemaßnahmen regelrecht „sterile“ Aquarien entstehen die praktisch immer am Abgrund zum Verhungern laufen. In solchen Becken kann durchaus etwas Nitrat und Phosphat messbar sein – daher ist das nicht immer ein sicherer Indikator.
Wird in solchen Becken nun die Pflegetechnik etwas verändert – z.B. flüssiges Korallenfutter, welches mit Glycerin stabilisiert ist oder andere Nahrungsquellen zugegeben, welche das Bakterienwachstum fördert – wird es zu einem problematischen Nährstoffmangel kommen und über kurz oder lang werden Korallen ausbleichen und verenden.

Ein Meerwasseraquarium ist kein Kunstwerk sondern ein bioaktives Habitat, das auch mit „Dreck“ umgehen muss und es auch kann.
Daher empfehle ich jedem Aquarianer, der Korallen pflegt, diese auch regelmäßig zu füttern – auch wenn ausreichend Nährstoffe messbar sind. Auf gut deutsch – sie wollen auch was zu beißen haben – nicht nur flüssig und „mit Licht“ ernährt werden.

 

Wer nun unsere AQUANOPANIC Methode schon einige Zeit betreibt wird gerade dieses Verlangen nach Nährstoffen feststellen, da eben im Rahmen eines Nebeneffektes auch Nährstoffe gesenkt werden – praktisch vergleichbar mit der Wodkamethode o.ä.
Neben der Kontrolle der Nitrat- und Phosphatwerte empfehle ich euch eure Korallen regelmäßig zu füttern, auch wenn genügend Nitrat und Phosphat da ist – am einfachsten mit gutem Staubfutter oder ihr macht euch euer Korallenfutter selber.

 

Grundrezept:

2 Calamari (frisch)
2 große Garnelen (frisch)
2 Austern oder Jakobsmuscheln – alternativ andere frische Muscheln (frisch)
1 Knoblauchzehe
2-3 Blätter eigeweichter Norialgen
2 EL Cyclops eeze
1 TL Lebertran
½ Würfel Bio Hefe

 

Das Ganze in einen Mixer mit destilliertem/UO Wasser bedeckt gut mixen. Über ein Küchensieb abseihen – ggf. den Rückstand nochmal aufmixen und wieder abseihen.

Wichtig!
Phosphat check – einen TL Futter mit 5 TL dest. Wasser verdünnen und nach dem Absetzen vom Überstand einen Phosphattest machen – sollte nicht über 0,1mg/l liegen.

Die Mischung in eine Form oder in einen Gefrierbeutel (liegend ca. 1cm hoch) einfüllen und einfrieren.

 

Alle 2 Tage ein kleines Stück einfach ins Aquarium geben – es bildet sich eine schöne feine Staubfutterwolke die eure Korallen lieben werden.

 

Viel Spaß beim Ausprobieren!